Meinweg Ecotop 2019

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Am Samstag, 28. September 2019 fand der zwölfte Meinweg Ecotop statt. Das Thema des Meinweg Ecotop 2019 war: "Wald und Biodiversität". Der Tag bestand wiederum aus zwei Teilen, einer Vormittagssession mit Vorträgen aus der Grenzregion und einem Nachmittagsprogramm an verschiedenen Orten im Gelände.

Die 146 Teilnehmer wurden auf dem diesjährigen Ecotop auf Landgoed Kasteel Daelenbroeck begrüsst vom Beigeordneten Jan 

Smits von der Gemeinde Roerdalen und Bürgermeister Karl-Heinz Wassong von Niederkrüchten. Der Bürgermeister lud die Teilnehmer unter großem Applaus ein, in 2020 den Meinweg Ecotop in seiner Gemeinde stattfinden zu lassen. Die Leitung des Vortragsprogramms übernahmen wieder in bewährter Manier Ton Lenders und Peter Kolshorn. Die Zusammenfassung der Präsentationen und Präsentationen können Sie weiter unten lesen.

Während des Nachmittagsprogramms fanden Wanderungen im Naturwaldreservat Kombergen im Meinweg, zu den Pilzen rund um Kloster St. Ludwig und im deutschen Meinweg zum Waldumbau statt.

Außerdem wurden zwei workshops angeboten. Einer zum Thema Insekten auf totem und lebendem Holz, der andere zur Baumbestimmung.

Allen Teilnehmern, Vortragenden und Exkursionsleitern sei gedankt für Ihre Mitwirkung an einem erfolgreichen Meinweg Ecotop 2019.

Einen Fotobericht finden Sie hier.

Für Fragen können Sie sich gerne an Ton Lenders (tlenders@live.nl) oder Peter Kolshorn (peter.kolshorn@bsks.de) wenden.

Programm Meinweg Ecotop 2019

Naturwaldreservate im Meinweg / RienkJan Bijlsma- WUR


In den Niederlanden gibt es 59 Waldreservate. Der Nationalpark Meinweg besitzt einige Waldreservate, davon sind eines die Komberge. Die Waldreservate im Meinweg bilden zusammen mit einigen Waldreservaten auf der Veluwe die einzige Referenz in den Niederlanden für die natürliche Entwicklung einheimischer Wälder im atlantischen Tiefland.

Die Waldschutzgebiete des Meinweg werden nicht bewirtschaftet und es gibt natürliche Entwicklungsprozesse. Es sind relativ junge Wälder, in denen die Phase des natürlichen Absterbens und Zusammenbrechens noch fehlt.

Naturwaldentwicklung von Kiefern- in Eichenwald / Dr. Brigitta Szyska - Naturschutzstation Haus Wildenrath

Im deutschen Meinweg, Kreis Heinsberg führte die Naturschutzsstation Haus Wildenrath mit mehreren Partnern 2012-2015 das Eichenwaldprojekt durch. Auf mehreren Teilflächen wurden Kiefernwälder zu Eichen-Birken-Wäldern umgebaut. Nadelwälder sind eintönig und im Vergleich zu Eichenbirkenwäldern relativ artenarm in Bezug auf die Artenvielfalt. Keine andere einheimische Baumart beherbergt wie die Eiche 300-500 Tierarten.

Diese große Auswahl an hauptsächlich Insekten bietet wiederum Nahrung für Vögel und Säugetiere. Die verschiedenen Standorte werden besprochen. Neben Pflanzmaßnahmen wurde auch Naturverjüngung durch Eichelhäher gefördert, durch das Aufstellen von Hähertischen.

Kopfbuchen - herausragende Bäume des Niederwaldes/ Günter Wessels - NABU Viersen


In unseren älteren Wäldern finden sich noch zahlreiche Zeugnisse Jahrhunderte langer Bewirtschaftung und vielfältiger Landesgeschichte. Die rund 200 Jahre alten Kartenwerke der Franzosen und Preußen lassen uns neben Landwehren auch Kampwälle um Eigentumsflächen erkennen, was auf eine spezielle, sehr alte Waldbewirtschaftungsform schließen lässt.

Im 13. Jahrhundert kam es in den Niederlanden und in unserer Region zu einer Holzverknappung, die dazu führte, dass die Wälder den Charakter von Niederwäldern annahmen (KÜSTER, H. „Geschichte des Waldes“ S. 149). Auch die Benennung der Wälder änderte sich: aus Wald wurde Busch, so u.a. der Erbenbusch in Süchteln, der Hohe Busch in Viersen oder der Bockerter Busch.

Als Hauptbaumart in unserer Region bildete die Rot- oder Waldbuche (Fagus silvatica) auch das Grundgerüst des Niederwaldes, obwohl in der Fachliteratur beschrieben wird, dass die Buchen schlecht ausschlagfähig sind. Aber unsere Vorfahren haben es verstanden, sie als dominierende Baumart vielfältig zu nutzen.


Der Buchenniederwald zeigt sich bei uns überwiegend in Form von Stockbuchen, die früher im Rhythmus von 10 bis 15 Jahren als armdicke Stangen in 1 bis 1,5 m Höhe „mit dem großen Hund“ abgesägt wurden. Allerdings durften die Stöcke nicht total geschnitten werden, wie etwa Kopfweiden. Dann wären sie nicht mehr ausgetrieben. Nur die stärksten Hölzer, armdicke „Remmel“, wurden herausgesägt und mit Pferd und Wagen (Schlagkarre) nach Hause gebracht. Die dünneren Hölzer mussten am Stock verbleiben. Nur so blieben die Stöcke vital. Außerdem gab es in früheren Jahrhunderten Verordnungen (STADTARCHIV VIERSEN „Holzweistum von Süchteln 1763“), die nach dem Holzeinschlag die Verjüngung der Buchenstöcke durch Absenkung junger Triebe, „Lemmen“ genannt, vorschrieben. Nach einem Jahr entstanden so neben der Mutterpflanze im Kreis herum oder in Reihe neue junge Buchen. Damit weder die jungen Lemm-Buchen noch die frischen Austriebe an den Stöcken vom Vieh oder Wild verbissen werden konnte, waren diese Niederwaldflächen von Wällen umgeben, bepflanzt mit dichtem Dorngestrüpp.


Da der Holzbedarf mit der Zeit weiter anstieg, nutzten unsere Vorfahren Buchen, die in den Weideflächen außerhalb der Kampen standen, indem sie diese Bäume über den Köpfen der Weidetiere, also in 2 – 3 Meter Höhe, stutzten, ähnlich wie die Stockbuchen. Diese Kopfbuchen neben den Buchen-Kampen mit den Stockbuchen bilden ein Ensemble alter Waldbaukultur das überregional, wenn nicht gar landesweit einzigartig ist.


Die stetige Beschneidung der Buchenstöcke wie der Kopfbuchen sorgte an den Schnittstellen für Verwachsungen, die häufig das Aussehen von Fabelwesen entwickelt haben. Diese außergewöhnlichen Formen haben Waldbesucher erstaunen lassen und Fotografen und Maler zu Kunstwerken inspiriert. Engstehende Äste, Astausbrüche und Höhlungen haben Lebensräume für zahlreiche Tiere geschaffen. Im Volksmund in Süchteln wurden die Kopfbuchen „Üllebööm“ genannt, was auf die dort früher rufenden Eulen hinwies. Nachdem die Nutzung und gleichzeitige Pflege der Bäume in den letzten Jahrzehnten zumeist unterblieben ist,haben wir hier heute einen hohen Totholzanteil, der nun von Spechten und ihren Nachmietern genutzt wird. Bei den Spechten sind besonders Buntspecht, Grünspecht, Kleinspecht und Schwarzspecht zu nennen. Nachfolgend finden sich in Höhlen gerne Fledermäuse wie Abendsegler, Bartfledermäuse und Langohren (OTTO, J. „Die Ausschlagwälder des Süchtelner Erbenbusches“, 2005). Der hohe Totholzanteil und Buchenmulm der Stock- und Kopfbuchen lässt vermuten, dass auch zahlreiche Insektenarten hier zu finden sind. Eine ausreichende Untersuchung dazu hat in unserem Bereich allerdings noch nicht stattgefunden.

Notwendig wäre eine Unterschutzstellung z.B. der gesamten Süchtelner Höhen als Naturschutzgebiet aus landeskulturellen Gründen. Das ist nach derzeitiger Gesetzgebung möglich. Mit den dann leichter erreichbaren Fördermitteln sollten nicht nur die nötigen Untersuchungen, sondern auch die erforderlichen Pflegmaßnahmen an den Stock- und Kopfbuchen durchgeführt werden, um Teile dieser historischen Waldnutzung zu erhalten. Wie schnell sich das Jahrhunderte alte Waldbild verändert hat, zeigen die vor rund 100 Jahren auf den Höhen der Buschwälder errichteten Aussichtstürme, die heute so von den hochgewachsenen Baumkronen überragt sind, dass kein Blick in die Weite mehr möglich ist.

Spechte in der Grenzregion / Albert Kleibeuker – Stichting Koekeloere

Im Meinweg gibt es sechs Spechtarten, von denen der Buntspecht die häufigste ist. Er ist im Meinweg verbreitet, bevorzugt jedoch Nadel- und Mischwälder mit unterschiedlichem Alter. Den Spechten im Meinweg geht es gut, die meisten Arten nehmen zu. Problematisch ist die Situation beim Wendehals.

Er ist als einziger der Spechtartigen ein Zugvogel und wurde in den 1980er und 1990er Jahren noch regelmäßig als Brutvogel gefunden, in den letzten Jahrzehnten jedoch nur noch sporadisch.

Die Bedeutung von Totholz für Stechimmen / Ivo Raemakers - Ecologica

Holz hat eine große Anziehungskraft für Stechimmen. Totes Holz ist als kombinierter Nist- und Überwinterungsplatz besonders wichtig, besonders die dicken Äste und Stämme. Die Stechimmen benutzen Hohlräume, die von anderen Holzbewohnern hergestellt wurden.

Beispielsweise Bohrgänge von Käfern und Bockkäfern, Spechtlöcher, Risse in trockenen Stämmen und dgl. Stechimmen benötigen neben Holz auch Wärme und Trockenheit, weshalb sie vor allem an sonnigen, strukturreichen Waldrändern, Solitärbäumen und -Sträuchern sowie Waldlichtungen zu finden sind.

Pilze auf lebendem und totem Holz / Karl Wehr- Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Niederrhein

Pilze an Holz sind unentbehrliche Helfer, die Holz zerlegen und seine Bestandteile in den Haushalt der Natur zurückführen. Das Pilzmyzel durchwächst das Holz und bildet bei geeigneten Bedingungen Fruchtkörper aus. Es gibt es parasitische Pilze, die lebende Bäume und Sträucher besiedeln und diese zum Absterben bringen können, sowie die wesentlich größere Gruppe saprophytischer Pilze,

welche nur abgestorbenes Holz zersetzen. Die Grenze

zwischen diesen beiden Gruppen ist fließend, da viele zunächst parasitisch lebende Arten noch jahrelang an abgestorbenen Bäumen oder deren Stümpfen weiterleben können. Unter ihnen gibt es mehrjährige Arten, die dauerhafte Fruchtkörper bilden, jedoch ist der größere Teil einjährig. Neben Arten welche sich auf Laub- oder Nadelholz spezialisiert haben, gibt es Arten die eine große Anzahl von Laub- und Nadelbäumen besiedeln. Die Formenvielfalt der holzbewohnenden Pilze ist nahezu unübersehbar. Neben Großen Porlingen und Blätterpilzen sind auch zahllose Arten, die nur mit der Lupe erkennbar sind, bedeutsame Holzzersetzer. Eine Auswahl bekannter und weniger bekannter Arten wird vorgestellt.